22.September 2008

danke hai.

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stadtarchitektur ist manchmal sehr grausam, zumeist aber langweilig. selten aber passiert das, was benedikt so trefflich als “still herbeigesehnt” umschreibt: an einem der häßlichsten häuser wien, ecke hörlgasse/wasagasse im wiener alsergrund, hat einE gönnerIn, oder auch mehrere, mir eine große freude bereitet, die sich täglich am weg zur arbeit wiederholt, indem sie/er einen süßen elefanten angebracht hat. wer auch immer hinter “hai” steckt, ich lade euch zum essen ein.

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20.September 2008

queru lantes

ob es die leichtigkeit ist, im netz avatare zu bilden, größere personengruppen ohne aufwand zu informieren oder eine eindeutige alterserscheinung: ich werde zusehends zum email-querulanten. folgend zwei beispiele mit unterschiedlichen erfolg: die brauerei ottakringer schaltete im fernsehen in vorbereitung der fußball-em in wien eine kampagne, die zwei etwas vertrottelte fußballfans als proponenten des biertrinkenden österreichers präsentierte. so weit so gut. bei einem der sujets ging allerdings den proseccoaffinen werbefuzzis die fantasie durch und sie bemühten miesesten sexismus verknüpft mit gewaltverherrlichender verniedlichung um ihre “trinkt ottakringer”-botschaft rüberzubringen.

ich setzte mich spätabends vor meinen pc, schlüpfte in die rolle eines achtköpfigen biertrinkenden fuballfankollektivs und schrieb an ottakringer:

 sehr geehrte damen und herren!

der fußbalstammtisch, dem ich angehöre ist entsetzt über die letzte fernsehwerbung ihrer firma. der sexistische grundton wird noch mit einer anspielung auf häusliche gewalt verstärkt. “unsere frauen haben das falsche bier eingekauft, das hat ein nachspiel gegeben”. nicht alle männer sind dumpfe patriarchen. wir, das sind 8 fußballfans haben beschlossen ottakringer zu boykottieren und dies über alle unsere mailinglisten zu verbreiten. ausserdem werden wir leserbriefe in zeitungen zu schreiben.

ich ersuche sie, uns mitzuteilen wie es zu derartigen dumpfheiten kommen kann, und wie sie dazu stehen.
hochachtungsvoll
karl lanz
wsc9-stammtisch

Bereits am nächsten morgen, so gegen neun, erhielt ich eine erstaunliche antwort der marketingleiterin von ottakringer:

Sehr geehrter Herr Lanz,
Sehr geehrter wsc9-Stammtisch!

Als verantwortliche Marketingleiterin darf ich Sie darüber informieren,
dass ich heute den Austausch des Werbespots veranlasst habe.

ORF tauscht noch heute gegen unser Sommersujet.
Die Privatsender laufen leider noch bis Ende der Woche.

Es tut mir sehr leid, dass wir Ihre Emotionen verletzt haben, aber die derzeitige
negativ Berichterstattung (causa Amstetten), die natürlich auch uns erschüttert hat,
war leider zum Zeitpunkt der Kampagnengestaltung nicht vorherzusehen.

Der Spotinhalt sollte niemals auch nur annähernd zur Gewaltanwendung anregen.
Natürlich versteht man das in Zusammenhang mit den derzeitigen Medienberichten
genau falsch. Das war weder meine noch unsere Absicht.

Mit den besten Grüßen,

Prok. Claudia Maschke
Marketingleitung, Stellvertreter des Vorstandes

bier


der tag war für die gute frau sicher nicht einfach und es war mir klar, dass ich offensichtlich einer von hunderten war, der gegen dieses sujet einwände erhob. erstaunlich allerdings die offenheit der marketingleiterin. sie glaubt, “unsere gefühle verletzt zu haben”, als wären wir religiöse fanatiker und, noch kurioser, sie glaubt einen falschen zeitpunkt zu erkennen, da kurz zuvor der fall fritzl in amstetten für öffentlichkeit gesorgt hat. kurzum, sie fühlt sich als opfer der verhältnisse, die einfach vom pech verfolgt war. ich schob ein scheit nach, um die flamme zu nähren:

sehr geehrte frau maschke!
danke für ihre rasche antwort und ihre reaktion. offensichtlich waren wir nicht die einzigen, die sich an dem spot gestoßen haben.  es ist aber nicht so, dass sie unsere “emotionen verletzt haben” und dass der zeitpunkt ungünstig wäre (amstetten), sondern eine politische haltung, die auch durch marketing auf das produkt abfärbt.

ich arbeite selbst im medienbereich und so weit ich das verfolgt habe hat ottakringer sich durchaus als witziges, lebensfrohes, innovatives produkt gesetzt. welche agentur ihnen jetzt eingeredet hat, dass dieses dumpfe sujet werben könnte, erscheint mir schleierhaft. es muß das produkt spätpubertierender männer sein, dass von ihnen, warum auch immer, genehmigt wurde. warum haben sie nicht etwa 2 frauen beim biertrinken auf einer terrasse gezeigt,  mit einem text wie “wir habens gut, die in der fanmeile schwitzen und haben keine chance auf ein ottakringer”, anyway!
was schlagen sie als versöhnungsangebot vor?

schönes wochenende
karl lanz

ich wollte nochmal auf den politischen charakter verweisen und machte eine hintertür für bestechungen aller art auf.  ein freund von mir erzählte mir, dass er mein mail gelesen hat und für die eröffnung der bikekitchen nicht wie vorgesehen 20 kisten ottakringer, sondern biere einer anderen marke einkaufte. zumindest ein mikroschaden ist der brauerei erwachsen.

frau maschke hatte ihre fassung wiedererlangt und handelte so, wie es kommen mußte:

s.g. herr lanz,

mein Versöhnungsangebot: würden Sie sich mit unserem “inoffiziellen Fanbier”
als Gratisware anfreunden können? :-))

lg. c. maschke

schon sehr vertraulich, und trotzdem sehr professionell. ich dachte, ich zier mich noch ein bischen und nehm dann an.

sehr geehrte frau maschke

falls sie mir versprechen, dass, solange sie marketingleiterin sind, sexistische werbung und gewaltkonnotationen nicht mehr vorkommen, nehme ich ihr versöhnungsverbot gerne an.

lg
k. lanz

mir war klar, dass dieses versprechen nicht mehr kam, dass sie unsere biertrinkenden seelen versöhnt sah und eine ihrer sekretärinnen mit der abwicklung der lieferung beauftragte. allein die menge hat mich dann nochmals in staunen versetzt. insgesamt 112 0,5 l-flaschen und dosen und  allerlei merchandise-kram wurde angeliefert. dem boten seis gedankt. die standard.at verfasste noch eine kleine geschichte dazu, alles in allem eine sehr runde geschichte mit wenig aufwand.

weniger erfolg hatte ich mit der beschwerde beim magistratischen bezirksamt hernals wegen der demontage eines fahrradständers in der weissgasse. freundliche geister hatten dort, wo längst ein fahrradparkplatz von nöten war, einen montiert und halfen damit ohnehin knappen bezirksbudget zu sparen. wie nicht anders zu erwarten war der platz auch stark frequentiert. eines tages wurde er allerdings wieder entfernt und ich dachte mir, eine eingabe bei der zuständigen bezirksvertretung könne aufklärung bringen: