10.January 2012

big point.

kurz vor weihnachten entschied sich orf.at  “sie sprechen mit jean amery, was kann ich für sie tun?” als  “empfehlung für den gabentisch” zu bewerten. die zufällig am vortag verfasste apa-rezension landete auf den bildschirmen der orf-redakteurInnen und die entschieden deswegen das buch aufzunehmen. besten dank an simon hadler, sophia felbermair, peter falkner, peter bauer, armin sattler, sonja ryzienski, gerald heidegger, christian körber, zita bereuter ! und dann in einer reihe mit julia rabinowich, firederike mayröcker, josef haslinger und thomas bernhard. yuhuu!

ob sich solch heldInnentaten auch auf die verbreitung des buchs auswirken ist nicht klar zu eruieren. die einzige ständig wahrnehmbare und mit vorsicht zu geniessende kennzahl ist das amazon-ranking. normalerweise rangiert mein buch dort zwischen platz 30.000 und 300.000. am tag der orf.at-empfehlung kletterte es auf 6.300, quasi ein bestseller!

ich bin schon sehr gespannt auf die lesung mit lisa morgen in der bibliothek in simmering.

lisa-and-me.pdf

http://www.buechereien.wien.at/de/programm/veranstaltungskalender/1263

9.January 2012

re levant.

schön ist, wenn man medien kennenlernt, die rezensionen veröfentlichen, ohne dass man je vorher drin gelesen hat, oder jemand dort kennt. bücher entwickeln ihr eigenleben, und “sie sprechen mit jean amery, was kann ich für sie tun” hat beinahe seine pubertät abgeschlossen. das eine ist ein popmagazin names tba, wo erstmals auch eine kleine englischsprachige rezi positioniert ist, das zweite ist das internet-portal relevant, wo eine launige rezension veröffentlicht wurde, die auf eine einschätzung meiner kollegInnen aus der apa-kulturredaktion beruht.

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APA0202 5 KI 0374                                     Mi, 14.Dez 2011

Literatur/Neuerscheinung/Österreich/Rezension

Sex, Crime und Call-Center: Debüt-Roman von Kurto Wendt

Utl.: Ehemaliger Donnerstagsdemo-Aktivist legt mit “Sie sprechen mit
Jean Amery, was kann ich für Sie tun?” einen unterhaltsamen
Erstling vor (Von Wolfgang Huber-Lang/APA) =

Wien (APA) - Kurto Wendt? War das nicht einer der umtriebigsten und ausdauerndsten Organisatoren der Donnerstagsdemonstrationen gegen Schwarz-Blau? Jean Amery? War das nicht ein österreichischer Widerstandskämpfer und Schriftsteller, der sich in seinem Werk u.a. für das Recht des Menschen auf Freitod einsetzte und dieses schließlich auch selbst für sich in Anspruch nahm? Und was haben die beiden miteinander zu tun? “Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für Sie tun?”, heißt der Debütroman von Kurt Wendt, der kürzlich im Milena Verlag erschienen ist.

Der echte Jean Amery kommt in dem Buch allerdings nicht vor. Als Jean Amery meldet sich der Lebenskünstler und Langzeitarbeitslose Frank Smutny, wenn er im Call-Center von T-Mobile Anrufe entgegennimmt. Das macht er jedoch nur gezwungenermaßen, weil ihm das Arbeitsmarktservice die Unterstützung streichen würde, wenn er nicht an einem neuen Programm teilnähme: Das AMS zahlt sechs Probewochen beim Telekom-Unternehmen, die Besten erhalten danach einen Angestelltenvertrag.

Geregelte Arbeit ist zwar so ziemlich das Letzte, wonach Frank der Sinn stehen würde, doch so sehr er sich auch anstrengt - er ist drauf und dran, in der Telekommunikationsbranche Karriere zu machen. Denn Frank ist intelligent, flexibel, kann hartnäckig oder charmant sein, wahlweise auch beides zugleich. Das bekommen auch zwei mysteriöse neue Bekannte mit, die Franks Leben immer aufregender gestalten: eine seltsame Anruferin, die ihn immer wieder aushorcht und ihm seltsame Aufträge erteilt, und ein englischsprachiger, attraktiver Fremder, der ihm auf abendlichen Touren durch Wiener Szenelokale über den Weg läuft.

Aus dem Gegensatz zwischen ödem Berufsalltag und prickelnder Sex-and-Crime-Story macht der 1965 in Neufelden (Oberösterreich) geborene Autor eine flotte Geschichte, die weder literarischen Anspruch erhebt, noch aufklärerischen Sozialrealismus betreibt. Wie im Märchen verselbstständigen sich Fantasien und stellen einen Durchschnittstypen plötzlich vor abenteuerliche Herausforderungen, denen er sich kaum gewappnet fühlt. Anderswo macht man aus so etwas einen Hollywood-Film. Kurto Wendt hat daraus einen unterhaltsamen Debütroman gemacht. Durchaus nicht der schlechteste Zeitvertreib. Für ihn und für seine Leser.

(S E R V I C E - Kurto Wendt: “Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für Sie tun?”, Roman, Milena Verlag, 152 S., 16,90 Euro, ISBN 978-3-85286-212-5)
(Schluss) whl/dae

APA0202    2011-12-14/11:35

141135 Dez 11

fotos von der lesebande am volksstimmefest (4.9. 2011)

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8.January 2012

hört augustin.

karl weidinger holte mich vors mikrofon und führte mit mir ein spannendes interview für radio augustin auf radio orange. die komplette sendung ist hier zu hören, die printversion erschien neben einer rezension in der  augustin-nummer 310. danke karl!

8.January 2012

niko laus.

früh schon hab ich gelernt, nicht alles kommentieren zu können, weil a) es kaum wen interessiert, b) die zeit dazu fehlt und c) die wichtigkeit überschätzt wird. manchmal mach ich es trotzdem, weil ein paar sätze gut tun, eine art stretching des geistes. das elfte mal versuche ich mich nun an einem kommentar der anderen, zehn mal gab es nicht mal ein “leider nicht”. ich will nicht wehleidig sein, der standard hat auch nie behauptet, die meinung der “ganz anderen” abzudrucken, vor allem dann, wenn bernhard heinzlmaier, jugendforscher, bereits das andere repräsentiert.

es wäre ja auch noch erträglich gewesen, wenn heinzlmaier vom spö-think-tank beauftragt worden wäre als experte die vorzüge von niko pelinka zu preisen und der standard ihm als “anderen” dafür auch raum geschenkt hätte. er hätte ja auch aus seinen vorträgen zitieren können, wo er offen formuliert, “erfolgreich sind die, die sich unterwerfen”. ich hätte es überblättert, mit einem mitleidigen lächeln auf den lippen, mitleid mit bernhard, alexander, nikolaus und oskar. heinzlmaier schrieb aber kein wort über pelinka, sein auftrag war, die kritikerInnen abzuwerten. es wäre die angst der alten vor den jungen, er bemühte fpö-diktion (staatskünstler) und den antikommunismus, um elfriede jelinek anzugreifen.

jelinek schrieb über die rudas/pelinka-typen, dass sie “omas und opas sind, bevor sie erwachsen werden” und heinzlmaier ist der passende experte dazu. ein jahr nachdem alexander wrabetz als bundesvorsitzender des vsstö zurückgetreten war bekleidete bernhard heinzlmaier diese funktion. er war damals hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass er die övp-nahe öh-spitze dafür heftig kritisiert hat, dass sie die busse bezahlte, damit studierende gratis zur besetzung der hainburger au fahren konnten.

war es wrabetz, der angerufen hat? oder rudas? vielleicht pelinka selber? und wer rief oskar bronner an, um ihm zu erklären, dass dies eine meinung eines “anderen” sei. einerlei.

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Kommentar der anderen

Heinzelmännchen
Jetzt wurde also der unabhängige Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier ausgewählt, eine Hasardargumentation zur Verteidigung der Besetzungsposse von Niko Pelinka zu lancieren. Heinzelmaier, der übrigens nur ein Jahr nachdem Alexander Wrabetz den Bundesvorsitz des VSSTÖ abgegeben hat, diese Position übernahm, versucht gar nicht erst die Vorwürfe der KritikerInnen zu widerlegen, sondern greift diese frontal an. Peter Weibel und Elfriede Jelinek wären Staatskünstler (eine eindeutige und nicht zufällig gewählte FPÖ-Diktion) und zweitere obendrein Ex-KPÖ-Mitglied. Und alt wären sie alle, viel zu alt. Eine Angst der Alten vor den jungen Aufsteigern.
Über Sebastian Kurz meinte der Jugendforscher Heinzelmaier am 20.April in den Salzburger Nachrichten: „Er ist fürchterlich uncharismatisch, kommt überheblich und borniert rüber. Kurz ist der Typus des mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsenen Hietzingers“. Keine schlechte Einschätzung führwahr, aber abgesehen davon, dass Niko Pelinka nicht in Hietzing seine Jugend verbrachte, unterscheiden sich die beiden wohl nur in Nuancen. Sie sind „Omas und Opas noch bevor sie erwachsen sind“, beschreibt Jelinek den Rudas/Pelinka-Typus, und genau davor brauchen die alten Patriarchen keine Angst zu haben. Hier irrt Heinzelmaier absichtlich, weil er eben auch zum erweiterten Kreis von His Masters Voice gehört.
Die soziale Herkunft bestimmt in Österreich stärker als in anderen Ländern die soziale Zukunft. Die Niko Kowalls und Barbara Blahas repräsentieren politisch wohl eher die Bedürfnisse und Einschätzungen einer sozialdemokratischen Jugend, der Karriereturbo wird aber für andere gezündet.
Es wäre ja gar nichts dagegen einzuwenden, dass der ORF-Generaldirektor sich einen Mann seines Vertrauens als Privatsekretär in sein Vorzimmer sitzt – einen Superpraktikanten mit erweiterten Portefeuille – aber warum ausgerechnet den, der im August öffentlich meinte, er wolle das sicher nicht, und warum zu einer Gage, deretwegen man andere ORF-Mitarbeiter in Pension schickt, weil sie zu teuer sind. Wer heute als freie MitarbeiterIn in Ö1 einen Vierminuten-Beitrag konzipiert, Interviews dazu führt und  ihn noch selbst schneidet bekommt dafür genau 90 Euro brutto, das regt auf! Und nicht nur diejenigen, die selbst dieser Freelancer-Generation angehören.

Kurto Wendt ist Autor und Lektor eines Medienbeobachtungsunternehmens