niko laus.

früh schon hab ich gelernt, nicht alles kommentieren zu können, weil a) es kaum wen interessiert, b) die zeit dazu fehlt und c) die wichtigkeit überschätzt wird. manchmal mach ich es trotzdem, weil ein paar sätze gut tun, eine art stretching des geistes. das elfte mal versuche ich mich nun an einem kommentar der anderen, zehn mal gab es nicht mal ein “leider nicht”. ich will nicht wehleidig sein, der standard hat auch nie behauptet, die meinung der “ganz anderen” abzudrucken, vor allem dann, wenn bernhard heinzlmaier, jugendforscher, bereits das andere repräsentiert.

es wäre ja auch noch erträglich gewesen, wenn heinzlmaier vom spö-think-tank beauftragt worden wäre als experte die vorzüge von niko pelinka zu preisen und der standard ihm als “anderen” dafür auch raum geschenkt hätte. er hätte ja auch aus seinen vorträgen zitieren können, wo er offen formuliert, “erfolgreich sind die, die sich unterwerfen”. ich hätte es überblättert, mit einem mitleidigen lächeln auf den lippen, mitleid mit bernhard, alexander, nikolaus und oskar. heinzlmaier schrieb aber kein wort über pelinka, sein auftrag war, die kritikerInnen abzuwerten. es wäre die angst der alten vor den jungen, er bemühte fpö-diktion (staatskünstler) und den antikommunismus, um elfriede jelinek anzugreifen.

jelinek schrieb über die rudas/pelinka-typen, dass sie “omas und opas sind, bevor sie erwachsen werden” und heinzlmaier ist der passende experte dazu. ein jahr nachdem alexander wrabetz als bundesvorsitzender des vsstö zurückgetreten war bekleidete bernhard heinzlmaier diese funktion. er war damals hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass er die övp-nahe öh-spitze dafür heftig kritisiert hat, dass sie die busse bezahlte, damit studierende gratis zur besetzung der hainburger au fahren konnten.

war es wrabetz, der angerufen hat? oder rudas? vielleicht pelinka selber? und wer rief oskar bronner an, um ihm zu erklären, dass dies eine meinung eines “anderen” sei. einerlei.

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Kommentar der anderen

Heinzelmännchen
Jetzt wurde also der unabhängige Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier ausgewählt, eine Hasardargumentation zur Verteidigung der Besetzungsposse von Niko Pelinka zu lancieren. Heinzelmaier, der übrigens nur ein Jahr nachdem Alexander Wrabetz den Bundesvorsitz des VSSTÖ abgegeben hat, diese Position übernahm, versucht gar nicht erst die Vorwürfe der KritikerInnen zu widerlegen, sondern greift diese frontal an. Peter Weibel und Elfriede Jelinek wären Staatskünstler (eine eindeutige und nicht zufällig gewählte FPÖ-Diktion) und zweitere obendrein Ex-KPÖ-Mitglied. Und alt wären sie alle, viel zu alt. Eine Angst der Alten vor den jungen Aufsteigern.
Über Sebastian Kurz meinte der Jugendforscher Heinzelmaier am 20.April in den Salzburger Nachrichten: „Er ist fürchterlich uncharismatisch, kommt überheblich und borniert rüber. Kurz ist der Typus des mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsenen Hietzingers“. Keine schlechte Einschätzung führwahr, aber abgesehen davon, dass Niko Pelinka nicht in Hietzing seine Jugend verbrachte, unterscheiden sich die beiden wohl nur in Nuancen. Sie sind „Omas und Opas noch bevor sie erwachsen sind“, beschreibt Jelinek den Rudas/Pelinka-Typus, und genau davor brauchen die alten Patriarchen keine Angst zu haben. Hier irrt Heinzelmaier absichtlich, weil er eben auch zum erweiterten Kreis von His Masters Voice gehört.
Die soziale Herkunft bestimmt in Österreich stärker als in anderen Ländern die soziale Zukunft. Die Niko Kowalls und Barbara Blahas repräsentieren politisch wohl eher die Bedürfnisse und Einschätzungen einer sozialdemokratischen Jugend, der Karriereturbo wird aber für andere gezündet.
Es wäre ja gar nichts dagegen einzuwenden, dass der ORF-Generaldirektor sich einen Mann seines Vertrauens als Privatsekretär in sein Vorzimmer sitzt – einen Superpraktikanten mit erweiterten Portefeuille – aber warum ausgerechnet den, der im August öffentlich meinte, er wolle das sicher nicht, und warum zu einer Gage, deretwegen man andere ORF-Mitarbeiter in Pension schickt, weil sie zu teuer sind. Wer heute als freie MitarbeiterIn in Ö1 einen Vierminuten-Beitrag konzipiert, Interviews dazu führt und  ihn noch selbst schneidet bekommt dafür genau 90 Euro brutto, das regt auf! Und nicht nur diejenigen, die selbst dieser Freelancer-Generation angehören.

Kurto Wendt ist Autor und Lektor eines Medienbeobachtungsunternehmens