um armt.

meine berufliche beschäftigung bringt es zuweilen mit sich, dass ich informationen erhalte, die man/frau sonst beflissentlich überliest, und dies, zum allergrößten teil zurecht. meine lesegewohnheiten nähern sich dem eines scanners an, gestoppt nur durch beruflich vorgegebene keywords oder sporadischer neugier oder schwärmerei. oft ist es nur eine verunglückte schlagzeile (”die leere nimmt ständig zu”; zur situation der verkaufsläden im ortszentrum von horn im waldviertel), die mein herz erwärmt, manchmal ist die kuriosität einer an sich tragischen amtlichen erklärung kaum zu überbieten (so versucht eine frau aus voitsberg ihren mann, karl marx, für tot erklären zu lassen, der, so vermutet man, voriges jahr beim tauchen ertrunken ist - dazu mehr in einigen tagen) und gelegentlich ist die bildhafte vorstellung einer leserInnenbriefschreiberIn vor, bei und nach ihrer tat ein zwiespältiger genuss.

so etwa der brief von herrn sowieso in der wienerzeitung vom 27. feber: der gute mann beschreibt, dass er auf einem u-bahn-bahnsteig von einem osteuropäisch wirkenden mann völlig grundlos umarmt wird. die tatsache, dass ihm nichts geklaut wurde führt er auf seinen dichtgeschlossenen wintermantel zurück und den lesy schreibt er, um alle anderen schon jetzt zu warnen, sich vor allem im sommer, wenn der gepanzerte mantel keinen ausreichenden schutz mehr verspricht, nicht öffentlich umarmen zu lassen. ganz sicher ist sich der mann, dass es keine anderen gründe gibt, ihn zu umarmen, schon gar nicht für einen osteuropäischen mann, ihn den lustfeindlichen homophoben rassisten. noch wähnt er sich nicht allein, warnt alle gleichgesinnten via wiener zeitung vor dem osteuropäisch anmutenden umarmungstrick und die wiener zeitung bietet ihm eine plattform.

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politischer kopf der bande ist übrigens der australier juan mann, der mit seiner “free hugs-campagne” hinterhältiges umarmen salonfähig machte.